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Rock’n’Roll bei Periplaneta

Thomas Sabottka feiert Buchpremiere.

Jeder kennt einen Song, den er mit einer Geschichte verbindet. Für Thomas Sabottka aber sind Musik, Lieder und der Rock’n’Roll erst der Anlass, Geschichten zu schreiben. Aber nicht nur schreiben, auch performen will er sie.
So stand am Freitagabend, den 25.03.2011, im kleinen Kreativzentrum in der Bornholmer Straße ein Kampf der voluminösen Stimmen bevor. Thomas Sabottka hatte letztlich was zu feiern: Seine „Rock’n’Roll Stories 2“ erscheinen am 06.04.2011 endlich beim Periplaneta Verlag und wurden dem zahlreich erschienenen Publikum schon mal vorab präsentiert. Und da der Abend im Zeichen der Musik stand, sollten wir nicht nur den “Popliteraten mit Tiefgang” zu Gehör bekommen. Auch die Meystersinger, Luci van Org und Roman Shamov, komplettierten mit Ghettoblaster und Gitarre bestückt den von der Musik inspirierten Abend.

Die schon von zahlreichen Veranstaltungen erprobte Combo lockte nicht nur ein bunt gemischtes Publikum aus Jung und Alt an, auch UR-Radio schnitt die Sendung mit, um den emotionalen Ritt durch Sabottkas Kurzgeschichtensammlung in seinem Programm zu senden. Man wurde nicht enttäuscht. Thomas Sabottka legte sich bei der durch Tempo und den morbiden Humor des Krankenwagenfahrers Tim perfekt als Opener geeigneten „Offenbarung 19.1“ mit Innbrunst ins Zeug. Die tönende Stimme des Autors wurde nur von den Lachern des Publikums übertroffen. Um die temporeiche Geschichte erstmal verarbeiten zu können, boten die Meystersinger ein kurzes musikalisches Intermezzo.

Es folgten die gemeinsam mit Luci van Org vorgetragene Geschichte „Roy Lichtenstein“ – ein hitzig geführtes Streitgespräch über Kunst und über das Verhältnis zwischen Mann und Frau.
Die Songs der Meystersinger wurden immer wieder als abwechslungsreiches Zwischenprogramm dargeboten.
Plötzlich und viel zu schnell wurde die Pause angekündigt. Der Autor ließ es sich aber nicht nehmen, in „Sieben Minuten bis zur Ewigkeit“ die zwei Erzengel Michael und Gabriel hart an der Grenze der sacral-correctness über die moderne Tempo- und Konsumgesellschaft philosophieren zu lassen.

Die zweite Phase begann mit einem Stück, das so neu war, dass es noch nicht mal in der neuen Veröffentlichung “Rock´n´Roll Stories 2” zu finden ist. Sabottka bot dem Publikum die moderne Interpretation des 3-Wünsche-Märchens. Diesmal in Kombination mit Roman Shamov, dem die Rolle des leicht verrückten Clowns wie auf den Leib geschneidert war. Dieses hitzig geführte Gefecht mit dem penetranten Clown wurde zu einer publikumsfesselnden Interaktion und enthielt Laute, die kaum in einem schriftlichen Text zu fassen sind. Das Publikum kugelte sich vor Lachen auf dem Boden.

Nach dem Überschuss an Humor und Skurrilität der ersten Stunde war Kontrastprogramm angesagt. Thomas Sabottka schlug mit dem Text „Stairway to Heaven“ über ein Mädchen in der Psychiatrie und die dunklen Seiten des Rock’n’ Roll plötzlich nachdenklichere Töne an. Als vorläufiges Ende kam der Text „Wieder bin ich nicht geflogen“, der noch mal das volle Spektrum der Erzählkunst des Autors bot. Einen Bogen zum Opener spannend jagten wir wieder mit dem Krankenwagenfahrer Tim durch die Nacht, es galt letztlich ein Drogenopfer zu retten. Ein paar Flüche und Straßenkreuzungen später bekamen wir aber einen Einblick in die Seele des durchgeknallten Temposünders und das Publikum und vor allem der Autor wurden in sichtbarer emotionaler Aufgewühltheit zurückgelassen (und natürlich mit der Frage, wie viel Sabottka in den Figuren steckt).

Folgerichtig deutete der Autor den minutenlangen Applaus als Forderung nach einer Zugabe. Mit dem satirischen Stück „Romantik-Thirty-something“ wurde dem Publikum wieder ein lustiger Text geboten. Sabottka legte gnadenlos offen, was einem spießigen Anfang-Dreißiger bei einem Spieleabend wirklich durch den Kopf geht. So wurden wir nach einem bunten emotionalen Abend mit fröhlicher Stimmung in die Nacht entlassen… und mit dem Gedanken, dass das doch unmöglcih über zwei Stunden Lesung gewesen sein konnten.

Alles in allem ein durchwegs unterhaltsamer Abend von der erprobten Combo Thomas Sabottka und den Meystersingern. Zum Glück ist des Autors Talent zum Vortragen dem Periplaneta Verlag nicht entgangen. So kann der interessierte Leser die „Rock’n’Roll Stories 2 “ nicht nur in ihrer Textform genießen, sondern erhält mit der zum Buch gehörenden Audio-CD eine vielseitige Mischung aus Thomas Sabottkas Schaffen.

Oliver Schwab

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