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Finden und Verlieren

Matthias Rische - Periplaneta TresenLesen 2022

Leseprobe aus “Die Mimik der Haie” von Matthias Rische

Sie schlägt mit beiden Händen immer wieder auf das gepolsterte Lenkrad, während ihr Fuß das Gaspedal durchdrückt. Durch einen Schleier von Tränen erkennt sie die unwirkliche Landschaft im Licht der Dämmerung. Diffus.

Der metallicgrüne Peugeot rast auf ein Waldgebiet zu, in dem sich die Bäume der gegenüber liegenden Straßenseiten einander zuneigen, als würden sie einer speziellen Etikette folgen.

Seit über einer Stunde fährt sie stur geradeaus. Damit sie nicht plötzlich wieder am Ausgangspunkt ankommt. Raus aus der Stadt, die mit einem Mal zu klein geworden ist – für Micha und sie. 

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Sokrates auf der Buchmesse

Buchmesse Leipzig, Mär 2012

(Von Christoph Eydt) In seinem Buch „Sokratesk“ lässt Autor Christoph Eydt den antiken Philosophen Sokrates wiederauferstehen und auf verschiedene Menschen in unserer gegenwärtigen Gesellschaft los. Er beackert mit der sokratesken Hebammenkunst – also mit dem Fragen, bis dass der Becher einen scheidet – damit Themen und Befindlichkeiten unserer Zeit. Wenn wir gewusst hätten, dass die Buchmesse dieses Jahr nicht ausfällt, dann wäre dieses Kapitel auch im Buch:

Es war einmal ein Gelände im Osten der deutschen Lande, welches im Frühjahr stets zugestellt wird mit einer Ansammlung, Bündelung und Komprimierung von papier-, bild- und schriftgestützten Wissenstransportmitteln. In dieser Zeit, in der die Sonne noch kühl daherkommt und die Wolken dicht geschlossen sind, drängeln sich abertausende Menschen auf eben jenes Gelände, welches für einen kurzen Zeitraum in unendlich viele Königreiche zu zerfallen scheint. Ecken, Winkel, Flure, Podeste und Bühnen wechseln sich einander ab, mindestens in dem Maße wie Buchtitel, Schreihälse, Ideen, Postulate oder rhetorische Raketen.

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Sokrates im Bundestag – eine experimentelle Rede

Sokrates im Bundestag - periplaneta

(Von Christoph Eydt) In seinem Buch „Sokratesk“ lässt Autor Christoph Eydt den antiken Philosophen Sokrates wiederauferstehen und auf verschiedene Menschen in unserer gegenwärtigen Gesellschaft los. Er beackert mit der sokratesken Hebammenkunst – also mit dem Fragen, bis dass der Becher einen scheidet – damit Themen und Befindlichkeiten unserer Zeit. Diese Rede hat Sokrates aber erst gehalten, als das Buch schon fertig war …

„Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Gäste,

Abgeordnete,

vor nicht allzu langer Zeit hat man mir einen Sinnspruch nachgesagt. Ob er tatsächlich von mir stammt, weiß ich nicht. Das ist auch überhaupt nicht wichtig. Wichtig ist die Aussage, welche dem Anlass dieser Rede sehr nahe zu stehen scheint. Das Zitat lautet: ‚Ein Leben, das nicht kritisch untersucht wird, ist es nicht wert, gelebt zu werden‘.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

diese Aussage kommt nun doch ziemlich hart daher und entzieht erstmal allen Leben, die nicht kritisch untersucht werden, das Existenzrecht. Vielleicht geht es aber auch nur um eine Wertigkeit. Ich stehe heute vor Ihnen, weil das Volk der Dichter und Denker jene kritischen Untersuchungen, die das Leben betreffen, allem Anschein nach nicht mehr so recht wagt. Ich frage Sie, wo in diesen Zeiten sind Persönlichkeiten wie Kant, Hegel oder Schopenhauer? Ich frage auch: Will niemand mehr kritisch forschen?

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Auszug aus dem Thriller “Tanz der Viren”

Folke Ingmar Hess - periplaneta

Im Buch “Tanz der Viren” von Folke Ingmar Hess, welches im Frühjahr 2022 erschienen ist, gibt es ein fiktives Interview mit einem Professor, welches im Buch 2023 geführt wird. Dessen Parallelen zum aktuellen Krankheitsgeschehen im Winter 2022 sind so frappierend, dass wir einen Teil dieses Interviews hier mal als Leseprobe zur Verfügung stellen:

Folke Ingmar Hess: Tanz der Viren

Szene 6: CoViD-23

Deutschland, Hamburg, 2023, Ministerium für Gesundheit, Pressezentrum „Alte Elbphilharmonie“, Interview mit Professor Drohbach

Das größte Experiment der Menschheit begann im Jahr 2020. Milliarden Menschen wurden neue Impfstoffe injiziert, hergestellt mit am Menschen bisher nicht erprobten Verfahren, bei unzureichender Datenlage bezüglich Nebenwirkungen, autorisiert lediglich per Notzulassung in fast allen Ländern der Welt.

Journalist: „Sehr geehrter Herr Professor Drohbach, Sie stehen im Rampenlicht und an der Front dieser unvorhergesehenen Epidemien durch verschiedenste Viren, unter anderem, wie ich mir notiert habe, Adenoviren, RS-und Picorna-Viren, zu denen wohl die Rhino-, Echo- und Coxsackie-Viren gehören. Wir haben einige brennende Fragen zu diesen Infektionen und den möglichen Impfungen dagegen.“
Professor Drohbach: „Sehr gerne. Vielen Dank für die Einladung.“
Journalist: „Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen der CoViD-19-Pandemie der letzten Jahre und dem Auftreten dieser neuen Infektionen?“
Professor Drohbach: „Diese Infektionen sind nicht neu. Wir kennen die Viren seit Langem. Neu ist jedoch ihr Verhalten und die klinischen Verläufe. Bislang verursachten diese Viren meist harmlose Erkrankungen, heute dagegen sieht man viel öfter auch schwere Krankheitsbilder. Dies gilt auch für die Influenza Viren. Eine Erklärung könnte sein, dass andere Viren zur Zeit versuchen die dominierenden Coronaviren von ihrem gemeinsamen Wirt, dem Menschen, zu verdrängen. Sie konkurrieren quasi um ihre Opfer und müssen deshalb infektiöser werden.“

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Fernweh

Fernweh 1 - periplaneta

von Silvia Klein

Fernweh ist eines meiner Lieblingswörter in der deutschen Sprache. Zum einen, weil es dieses Gefühl perfekt beschreibt: Es tut weh, es ist wie ein Schmerz, ein Ziehen, das einen in die Ferne treibt. Zum anderen, weil es einer dieser Wörter ist, für die es in vielen Sprachen keine Übersetzung gibt. Im Englischen heißt es „wanderlust“. Das mag ich auch, hat aber eine andere Konnotation. Hier geht es um Freude und der Blickwinkel ist anders: Er liegt nicht auf der Richtung (in die Ferne), sondern auf einer Aktivität (to wander). Im Spanischen und Niederländischen gibt es kein eigenes Wort für dieses Phänomen, es wird umschrieben mit „drang naar verre landen“, was so viel heißt wie „der Drang nach fernen Ländern“, auf Spanisch ist es fast das gleiche mit „nostalgia de paises lejanos“ also „Nostalgie für weit entfernte Länder“. Ich könnte noch eine Weile so weitermachen, aber erstens sind das alle Sprachen, die ich spreche, und zweitens säßen wir dann noch ewig hier. Auf jeden Fall mag ich, dass es im Deutschen ein eigenes Wort für dieses Gefühl gibt, das mich so oft packt.

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