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Sokrates im Bundestag – eine experimentelle Rede

Sokrates im Bundestag - periplaneta

(Von Christoph Eydt) In seinem Buch „Sokratesk“ lässt Autor Christoph Eydt den antiken Philosophen Sokrates wiederauferstehen und auf verschiedene Menschen in unserer gegenwärtigen Gesellschaft los. Er beackert mit der sokratesken Hebammenkunst – also mit dem Fragen, bis dass der Becher einen scheidet – damit Themen und Befindlichkeiten unserer Zeit. Diese Rede hat Sokrates aber erst gehalten, als das Buch schon fertig war …

„Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Gäste,

Abgeordnete,

vor nicht allzu langer Zeit hat man mir einen Sinnspruch nachgesagt. Ob er tatsächlich von mir stammt, weiß ich nicht. Das ist auch überhaupt nicht wichtig. Wichtig ist die Aussage, welche dem Anlass dieser Rede sehr nahe zu stehen scheint. Das Zitat lautet: ‚Ein Leben, das nicht kritisch untersucht wird, ist es nicht wert, gelebt zu werden‘.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

diese Aussage kommt nun doch ziemlich hart daher und entzieht erstmal allen Leben, die nicht kritisch untersucht werden, das Existenzrecht. Vielleicht geht es aber auch nur um eine Wertigkeit. Ich stehe heute vor Ihnen, weil das Volk der Dichter und Denker jene kritischen Untersuchungen, die das Leben betreffen, allem Anschein nach nicht mehr so recht wagt. Ich frage Sie, wo in diesen Zeiten sind Persönlichkeiten wie Kant, Hegel oder Schopenhauer? Ich frage auch: Will niemand mehr kritisch forschen?

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Angst vor der Ewigkeit?

Martin Riemer - periplaneta

In Martin Riemers Roman „Post Mortem“ kehren die Toten zurück. Berühmte Figuren der Geschichte müssen sich in einer Welt orientieren, die sich in ihrer Abwesenheit weitergedreht hat. Als sie feststellen, dass sie nicht länger auf Nahrung und Schlaf angewiesen sind, beginnen sie und die Leser*innen sich zu fragen, ob ihre sonderbare Existenz überhaupt noch der Zeit unterworfen ist.

Der Gedanke an Unsterblichkeit ruft bei den Figuren sehr verschiedene Reaktionen wach: Zoe, die an Krebs leidet, würde alles tun, um wieder eine Zukunft zu haben. Ihr Vater, David, hat sich gewünscht, in der Erinnerung seiner Tochter und zukünftiger Enkel weiterzuleben. Bill glaubt, ein Mittel gefunden zu haben, um den Tod auszutricksen, und ist überglücklich. Doch anderen Figuren macht der Gedanke an ewiges Leben Angst.

Martin Riemers Charaktere sind bei weitem nicht die Einzigen, die sich ambivalent mit Unsterblichkeit auseinandersetzen. Angst vor der Ewigkeit? weiterlesen