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Wenn Tarzan mit Mogli und Baghira eine Band gründet

thommi baake periplaneta

Interview mit Thommi Baake.

Seit Jahren ruft Thommi Baake bei Kindern Rockstar-gleiche Begeisterungsstürme hervor, wenn er seine Geschichten liest und mit ihnen Lieder singt. Wahrscheinlich, weil er immer wieder farbenfrohe, schelmische Welten erschafft, voller Wunder und überraschender Wendungen. Drei Bücher mit Kinderkurzgeschichten sind bisher bei Periplaneta erschienen, ein viertes ist in Vorbereitung.
Mit „Manchmal ist die Geschirrrückgabe einfach nicht zu finden“ gibt es nun endlich auch für Erwachsene seine skurril-witzigen Geschichten. Anlass genug, um uns mit dem hannoverschen Autor, Schauspieler und Komiker über typisch deutschen Humor, Pfirsich-Maracuja-Jogurt und die Leistungsgesellschaft zu unterhalten.

In deinen Geschichten hat die Logik nicht immer das Zepter in der Hand hat. Tarzan gründet mit Mogli, Bahghira und den anderen eine Band, Thermoskannen sprechen und es gibt Wunder und Zauberei. Wie erklärst du dir, dass du diesen kindlichen „Spieltrieb mit den Realitäten“ nie verlernt hast?
Thommi: Logik ist tatsächlich in meinen Geschichten nicht das Allerwichtigste. Ich liebe verrückte, absurde und fantasievolle Ideen und Geschichten. Mir etwas zusammenzuspinnen, macht mir eine große Freude und es ist natürlich toll, wenn meine Zuhörer bei meinen Lesungen dies auch mögen und herzlich lachen können. Irgendwie ist der Spieltrieb zum Glück nie verschwunden.

Autorenfoto-2014Du performst vor Kindern und Erwachsenen. Wo siehst du den großen Unterschied zwischen den beiden Zuhörergruppen?
Thommi: Wenn man Kindern anspruchsvolle Kultur bietet, sind sie eher das dankbarere Publikum. Manche Erwachsenen haben manchmal ihre kindliche Sicht, ihr Staunen verloren, sind satt oder gehen erst gar nicht in kulturelle Veranstaltungen. Dennoch spiele ich gerne vor Menschen von drei bis ca. 90 Jahren (falls ich schon einen älteren Zuschauer in einem meiner Programme hatte, möge er sich jetzt nicht ausgeschlossen fühlen).

Du bist Komiker und bringst Menschen zum Lachen. Worüber lachst du selbst?
Thommi: Inzwischen bezeichne ich mich nicht mehr so gerne als Komiker, aber tatsächlich spielt in allen meinen Programmen die Komik eine große Rolle. Ich lache gerne über gute Filmkomödien aus Tschechien, Frankreich, England. Ich liebe die Marx Brothers, Steve Martin und Komödien von Zucker/Abrams/Zucker. Und tatsächlich auch über meine beiden Kinder.

Wie würdest du „typisch deutschen Humor“ definieren?
Thommi: Ich habe ja sehr lange als “Comedian” gearbeitet und bin vom typischen deutschen Humor eher enttäuscht. Ich spreche hier von der breiten Masse, natürlich gibt es auch den anspruchsvollen Humor. Den typisch deutschen Humor würde ich also als einfachen, eher platten Humor bezeichnen, oft unter der Gürtellinie. Das ist der Humor, der meist im Fernsehen von den sogenannten Comedians verbreitet wird. Da sollte das Fernsehen einfach mehr wagen.

Es ist eher selten Thema deiner Geschichten, manchmal aber dann doch: Du bist Vegetarier. Wieso?
Thommi: Das Thema Vegetarismus baue ich ungefähr einmal pro Buch ein, ohne mit dem Zeigefinger zu drohen. Es ist einfach wichtig, den Menschen zu zeigen, dass wir so nicht mehr mit Tieren, die genauso Lebewesen wie wir Menschen sind, umgehen können. Das bekommen wir alles in negativer Art zurück. Ich selbst esse aus moralisch-ethischen Gründen keine Tiere.

Du hast nach einigen Angaben ein Herz für Verlierer. Warum? Wir leben doch schließlich in einer leistungsorientierten Gesellschaft …
Thommi: Und genau dieses Leistungsorientiert-sein geht mir total auf die Nerven. Immer höher, immer weiter, immer schneller, bis der ganze Kasten explodiert. Und außerdem bleibt so langsam die Qualität der Dinge auf der Strecke. Genauso wie die Menschen, die sogenannten Verlierer. Sich gegenseitig helfen, auch die „unhandlichen“ Menschen nicht vergessen, das ist für mich wichtig.

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Deine Hörspiele sind sooo witzig, dass man sie sich gerne mehrmals anhört. Wie erklärst du dir, dass du keine Preise dafür bekommst, obwohl dich deine Fans feiern?
Thommi: Sehr gute Frage! Allzu oft habe ich mich allerdings nicht beworben, da ja bei Wettbewerben immer Orangen mit Birnen und Karotten mit Pfirsich-Maracuja-Joghurt verglichen werden und die Juroren nach ihrem Geschmack entscheiden. Mit Erwachsenengeschichten bin ich allerdings schon mehrmals unter die besten gekommen (immerhin).

Du bist sehr viel unterwegs: Lesungen, Kurzfilmabende, Shows, Filmdrehs in Deutschland und anderswo. Bestimmt ist da immer deine blaue Thermoskanne dabei. Worüber unterhaltet ihr euch?
Thommi: Das Problem mit meinen Thermoskannen ist, dass ich die armen immer wieder mal unterwegs vergesse und stehenlasse. Das spüren sie wahrscheinlich schon beim Kauf und bleiben eher schweigsam. Dennoch bin ich ihnen sehr dankbar und freue mich, dass sie meinen Tee heiß halten. Die Thermoskanne ist eine geniale Erfindung, die vor über 100 Jahren ersonnen wurde. Hier der Versuch einer Thermoskannenwebseite, die ich allerdings nicht mehr pflege: thermoskanne.jimdo.com

Welche Frage möchtest du mal gestellt bekommen?
„Herr Baake, ich liebe Ihre Kunst, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Ihnen eine Million Euro auf Ihr Konto überweise, damit Sie sich in Ruhe Ihrer Kreativität und Kunst widmen können? “

Vielen Dank für das Interview! Wir drücken dir die Daumen, dass dir jemand DIESE Frage stellt. Es kann sich nur noch um Sekunden handeln … 🙂

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