Interview mit dem Berliner Lesebühnenautor.
Einen Robert Rescue bringt scheinbar nichts aus der Ruhe, sein trockener Humor ist unerschütterlich. Und das, obwohl der Titel seines neuen Buches „Zum Glück hab ich wenigstens Pech“ fast schon Programm war: Auf der Aufnahme zur beiliegenden CD war ein seltsames Brummen, so dass Robert noch mal ins Studio musste, der Zeitplan geriet komplett durcheinander und bei der Buchpremiere fiel sowohl der eingeplante Musiker als auch der Strom aus.
Wir haben uns mit dem Live-Literaten darüber unterhalten, was ihn wirklich nervt, über Bürokratiefanatismus und andere Dystopien.
Auf deiner Internetseite steht: „Autor, Vorleser, Brauseboy, Opfer“. Bezogen auf Letzteres, was macht dich zum Gewinner?
Robert: Die Macht, darüber zu schreiben. Gerade in Bezug auf unzählige Besuche beim Jobcenter in der Vergangenheit, wenn ein Sachbearbeiter und ich uns gegenübersaßen und Theater spielten. Er zeigte mir in seiner absurden Bürokratiebeflissenheit Stellenangebote, ich gab mich interessiert. Und dann stellte sich heraus, dass ich für den Job doch nicht geeignet war, weil ich keine Friseurausbildung hatte. Das Gleiche galt für Maßnahmen. Psychisch belastend, weil die Kursziele vielfach unrealistisch waren, manche Dozenten den falschen Job gewählt hatten und die Teilnehmer wie Vieh behandelt wurden.
Das Schreiben hat mir geholfen, damit umzugehen. In Theoriekursen habe ich viel mitgeschrieben und das mag den einen oder anderen Dozenten gefreut haben, aber tatsächlich habe ich mir Notizen zu ihm oder vielleicht noch zu den anderen Teilnehmern. Selten habe ich abgeschrieben, was an der Tafel stand.
In deinen Texten spielst du mit Klischees und Vorurteilen. Welche treffen auf dich zu?
Robert: Ich bin ein Pendant mit einem leichten Anflug von Wahnsinn. Früher war ich chaotisch, heute plane ich alles ganz genau und bemühe mich, keine Fehler zu machen. Ich lege keine Kugelschreiber oder Papiere sorgsam hin, aber auf meinem Schreibtisch findet sich keine Unordnung. Ich räume sogar meine Festplatte öfter auf. Ich hasse unnütze Dateien.
Was nervt dich noch?
Robert: Ich bin kein Freund von Small Talk. Ich mag die Frage „Wie geht es dir?“ nicht. Die Leute erwarten ein „gut“, aber was ist, wenn man die Frage ernst nimmt und erzählt, wie schlecht es einem geht? Dann schauen sie irritiert.
Ansonsten bin ich eher ein phlegmatischer Typ. Mich bringt nichts so leicht aus der Ruhe. Neulich ist es aber doch mal passiert. Da hatte ich ein Gespräch mit einer Person, die mich ständig unterbrochen hat. Da habe ich ihr gesagt, dass ich nicht weiter mit ihr rede und wurde laut dabei.
Du bist Stammleser bei den Brauseboys, der Lesershow und bei Vision & Wahn. Doch was hat dich zu Lesebühnen gebracht?
Robert: Vor 1994 habe ich nur für mich geschrieben. Mit einem Mal war das anders, als ich in Berlin Anschluss zu einem Jugendliteratur-Förderprogramm gefunden habe. Ich sammelte da erste Bühnenerfahrungen. Irgendwann stieß ich auf die Lesebühnen und habe schließlich selbst eine gegründet. Das ist etwa 17 Jahre her und die Bühne hat sich mittlerweile aufgelöst.
Wie wäre ein Jahr ohne Internet für dich?
Robert: Nicht auszuhalten, obwohl ich gelegentlich darüber nachdenke, mal für einen „Zeitraum“ auszusteigen. Es gibt einen Kurztext, der dazu passt:
Ich will ein Sachbuch schreiben, in dem ich schildere, wie ich für eine geraume Zeit offline bin, also tatsächlich den Stecker ziehe und vollkommen neue Erfahrungen sammle. Doch schon bei der Titelfindung stoße ich auf Schwierigkeiten. „12 Monate offline“ klingt nach einer langen Recherchezeit und niemand, einschließlich mir, wird mir abnehmen, dass ich so lange ohne Internet sein werde. „6 Tage offline“ wäre denkbar, aber je länger ich darüber nachdenke, desto eher glaube ich, dass ich ein Buch über ein anderes Thema schreiben sollte. „6 Minuten offline“ wäre wohl das Ideale für mich, aber ich fürchte, dafür wird sich kein Verlag und kein Leser interessieren.
Wie wird dann bloß unser technisches Leben in 50 Jahren sein?
Robert: Vermutlich wird das eine Mischung aus Matrix und Terminator. Wenn ich laufende Entwicklungen in die Zukunft weiterdenke, wird es nicht gut enden. In der Industrie haben zunehmend Roboter das Sagen und die Menschen sind zunehmend überfordert vom Gebrauch von Social Media Diensten. Sie gehen darin auf und verblöden zunehmend.
Und was wirst du im nächsten Leben?
Robert: Etwas Entspanntes. Moos im Wald vielleicht oder ein Fischer auf einer kroatischen Insel.
Oder vielleicht einfach ein Glückskeks 🙂 Danke für das Interview!
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