
Oder: Schwitzen mit Lea ist ein Erlebnis.
Kurz vor 20 Uhr sind es in Berlin immer noch sommerlich heiße 35 Grad. Das gesamte Publikum, das für die Lesung „Hamset nich kleiner?“ erschienen ist, tummelt sich draußen vor dem Zimmer 16 in der Florastraße und versucht, sich mit diversen Kaltgetränken etwas abzukühlen.
Als das Publikum die Plätze eingenommen hat und Lea Streisand auf der angenehm beleuchteten Bühne an einem Holzschreibtisch Platz nimmt, wird sie zu allererst mit einer Küchenrolle ausgestattet – zum Abtupfen, denn unter ihrem Scheinwerfer ist es vermutlich noch ein paar Grad wärmer als in den vollgepackten Reihen des Zimmer 16.
Lea beginnt den Abend unmittelbar mit einem passenden Text über die Hitze und die Vorzüge, wenn man den Sommer lieber auf einem Berliner Balkon verbringt als in den Urlaub fährt. Es folgt eine bunte Mischung aus sehr unterhaltsamen Geschichten über ihre Kindheit, die Nachteile von Manteltaschen und Beziehungen. Lea liest dabei abwechselnd von selbst beschriebenen Zetteln, aus ihren beiden Büchern und sogar von ihrem iPhone vor. Der Abend bekommt so eine ganz eigene Dynamik, und vom vielen Lachen wird dem Publikum noch heißer, die Gesichter glänzen vor Schweiß und vor der ersten Pause dürfen sich die Zuhörer noch Themen und Lieblingstexte wünschen.
Das Stichwort Sex fällt so oft, dass Lea einen Text aus „Berlin ist eine Dorfkneipe“ über den direkten Zusammenhang von Beziehungen, Sex und Theater zum Besten gibt. Den erklärt Lea mithilfe des Dramen-Dreiecks nach Gustav Freytag äußerst anschaulich.
In der Pause bemerken sowohl Autorin als auch Publikum, dass es draußen nicht etwa kälter, sondern nur schwüler geworden ist. Es geht im Dialog mit den Gästen und Textwünschen weiter, und Lea schafft es, trotz der Hitze den Schlagabtausch mit dem Publikum sehr amüsant zu gestalten. Auf dreckige Witze gibt sie unbeeindruckt dreckige Antworten.
Besonders beliebt sind an diesem Abend neben den Beziehungs- und Sexgeschichten, die Geschichten mit Leas Mütterchen, also ihrer Großmutter. Ein Zuhörer fragt ungläubig, ob das Mütterchen tatsächlich so stark belinerte, wie Lea es mit Berliner Schnauze vorträgt.
Am Ende geht Leas eigens für die Lesetour bestimmtes Poesiealbum durch die Reihen, in dem sich die Gäste vor allem mit vielen Kommentaren bezüglich der Hitze verewigen.
Bei der letzten Geschichte fliegt plötzlich die Tür auf, das Gewitter hat pünktlich begonnen. Würde man den Verlauf des Abends mit Gustav Freytags Dramen-Dreieck vergleichen, war das aber nicht die Katastrophe, sondern einfach ein donnerndes Ende einer großartigen Lesung.
Die Lesung am Donnerstag, den 20.06.13 besuchte Caroline Dietz.
Weitere (Solo-)Termine gibt es auf Leas Hompage.