Wie der Ö’lenmaler de Rouffignac wirklisch geschprochän at.
In „Eiszeitreise“ erzählt Opa Timotheus die Geschichte von Erwin Mammuti, Georg van de Mügge und dem Höhlenmaler Tom, der einen ganz bezaubernden französischen Akzent hat.
Mammut und Eiszeit – das gehört zusammen. Aber ein Franzose …?
Welche Sprache haben die Menschen vor 13.000 Jahren wirklich gesprochen und haben sie überhaupt schon mehr als ein paar Grunzlaute von sich gegeben?
Wieso der Mensch das Sprechen angefangen und dann so viele verschiedene Sprachen entwickelt hat, ist immernoch unklar. Kein Modell kann die Sprachvielfalt erklären.
Wenn sich die Hominiden zuerst über die Welt verbreitet und dann das Sprechen angefangen haben, dann müsste das Sprechen eine zwingende Entwicklung gewesen sein. Das ist genauso unwahrscheinlich, als würden plötzlich alle Menschen auf der Welt unabhängig voneinander anfangen, sich nur noch mit Stepptanz zu unterhalten.
War die Sprache allerdings vor der Verbreitung des Menschen da, erklärt dies nicht die unglaubliche Vielfalt der Sprachen, die manchmal absolut keine Gemeinsamkeiten haben.
Es ist wie bei der Henne und dem Ei: Keiner weiß genau, was zuerst da war. Dennoch wird die Theorie, dass sich alle Sprachen aus einer einzigen entwickelt haben, bevorzugt.
Auch sonst gibt die Sprach-Fähigkeit des Menschen noch Rätsel auf. Die Kombination von Grammatik, Wortschatz und der richtigen Anwendung ist ein hochkomplexes System, das von Kleinkindern unabhängig von ihrer Intelligenz in Rekordgeschwindigkeit gelernt wird. Die Fähigkeit dazu wird aber nicht beibehalten, sondern verschwindet fast spurlos schon nach den ersten sechs Jahren. Dementsprechend gehen heute viele Wissenschaftler davon aus, dass der Urmensch sehr früh in seiner Entwicklung zu sprechen anfing (also vor ca. 2-3 Millionen Jahren).
Allerdings müsste es für so anarchische Fähigkeiten eine speziallisierte Gehirnregion geben. Doch es gibt lediglich ein Zentrum, das für tierische „Basislaute“ zuständig ist, wie spontanes Stöhnen, Schreien und Lachen – also akustische Ausdrucksformen von gegenwärtigen Zuständen, die in unserem Sinne aber nichts mit Sprache zu tun haben. Sie hielten zudem auch nicht als Lautform in die Sprache Eingang. Sonst würden wir heute wohl statt „Mein Lover war böse zu mir“ eher „Mein Uh`uh`uh war grrrrrrrrrr zu mir!“ sagen.
Sprache ist also nicht eine Weiterentwicklung der tierischen Kommunikation, sondern etwas absolut Eigenständiges. Die Forscher gehen davon aus, dass nur die menschliche Sprache Nichtmaterielles-Abstraktes, Nichtanwesendes, Vergangenes und Zukünftiges ausdrücken kann.
Das aber stellt die Wissenschaftler vor gravierende, evolutionsbiologische Fragen: Welche überlebenswichtigen Vorteile bot es den Affenmenschen, solche Dinge auszudrücken? Welcher Einfluss von außen hat ihn dazu gezwungen, solch ein komplexes Kommunikationssystem aufzubauen? Schließlich kommen scheinbar alle anderen Existenzformen dieser Erde hervorragend ohne so etwas klar und belasten sich und ihren Organismus nicht unnötig mit einem energiefressenden Riesenhirn, das man dafür braucht. Es gibt, so die Forscher, ja noch nicht einmal simple Zwischenstufen mit den wichtigsten Verben, Subjekten und Objekten bei unseren genetisch nächsten Verwandten.
Wahrscheinlich war ein wichtiger Auslöser die beginnenden Eiszeiten vor 2,5 Millionen Jahren, in deren Folge das Nahrungsangebot von Früchten und anderer pflanzlicher Kost drastisch zurückging. Um zu Überleben mussten unsere Vorfahren ihr soziales Leben komplett umorganisieren, ihre Essgewohnheiten ändern und irgendwann auch ihre Angst vor dem Feuer überwinden. Um das neue Leben zu regeln, war eine Kommunikation mit sprachlichen Symbolen nötig.
Wie genau die Schwelle von konkreten Benennungen zu abstrakten Begriffen überschritten wurde, ist unklar. Es reicht ja nicht, wenn ein Hominde zu einem anderen sagt: „Übermorgen kommt der Tiger“ wenn der andere nicht versteht, was „übermorgen“ ist und dass das Wort „Tiger“ jetzt im Moment keine Gefahr bedeutet.
Aber diese Verständigungsschwierigkeiten waren in der Steinzeit, als Erwin Mammuti und Georg van der Mügge auf den Rouffignac´schen Höhlenmaler Tom trafen wahrscheinlich schon längst geklärt. Einen französischen Akzent hatte er wohl eher nicht, vielleicht eher einen indoeuropäischen, was uns allerdings auch „sehr spanisch“ vorgekommen wäre.