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Plüsch: Die Psychologie von Kuscheltieren

Warum wir Plüschtiere lieben

Nicht immer, aber sehr oft ist auf unseren Hörbüchern das Kuscheltier des jeweiligen Autors zu sehen. Begründet hat diese Tradition André Ziegenmeyer, mit seinem Stoffgorilla auf dem Cover von „P.L.Ü.S.C.H.“ Als wir den Trailer zum Hörbuchdrehten, musste Onk ganz alleine, im wattierten Paket nach Berlin reisen und André konnte deshalb mehrere Nächte nicht schlafen.

Seitdem wissen wir, dass Kuscheltiere auch für Menschen jenseits der Pubertät und mit einem akademischen Grad nichts Albernes sind. Sie sind sogar etwas sehr persönliches, denn viele begleiten die Autoren seit ihrer Kindheit.
Doch warum hat man eine so enge Bindung zu einem Knäul zugenähter Wolle mit Plastikaugen? Rein logisch ist das ja kaum zu erklären. Und trotzdem sind Plüschtiere die besten Freunde, die man haben kann.

Sie reagieren nicht mit Diät-Vorschlägen, wenn man sie nachts mit 70 Kilo Lebendgewicht platt drückt, schlafen immer genauso lange wie man selbst und strahlen – auch bei Vorwürfen – eine unerschütterliche Ruhe aus. Letztendlich kann man dem Kuschelfreund sowieso nicht lange böse sein, denn er ist meistens nach dem berüchtigt-berühmten Kindchenschema gestaltet – und die Gehirnregionen, die bei großen Augen und runden Formen angesprochen werden sind evolutionstechnisch schon sehr alt. Das Kindchenschema ruft bei Raubtieren eine Beißhemmung hervor, weckt familien- und artenübergreifende Mutterinstinkte und verursacht bei den sprechenden Zweibeinern adäquate Reaktionen, wie verzücktes Quieken, andere komische Laute und mitunter theatralische Verrenkungen. Man möchte diese Wesen einfach nur beschützen und muss sie einfach lieb haben. Das selbe passierte André bei Onk, Lea bei Herrn Lehmann (wobei dieser es wegen seiner suizidalen Tendenzen leider nicht auf das Cover geschafft hat), ToM bei Orpheus oder Frauke Baldrich Brümmer bei ihrem kleinen Hund, mit dem sie auch mal Gassi geht …

Es gibt unter den Psychologen verschiedene Theorien, die die enge Bindung von Kindern zu ihrem Kuscheltier erklären. Die gängigste ist, dass das Kind irgendwann anfängt, seine eigene Individualität zu begreifen, sich also von der Mutter-Kind-Einheit distanziert. Das Kuscheltier ist dann der erste Bezugspunkt, auf den sich alle Sinne richten: Das Kind hat keine Konflikte mit ihm auszutragen, es schimpft nicht, es ist immer verfügbar, hört zu und kuschelt, wenn es kuscheln soll und ist ein echter Beschützer.

Eine andere Theorie besagt, dass sich das Kind mit dem Schmusetier identifiziert und mit ihm sich und seine Rolle in der Gesellschaft austestet. „Wie Mama mir, so ich dem Kuscheltier …“ Da wird dem Teddy schon mal lautstark das Schokoladeklauen verboten, die strittige Frage des richtigen Spielplatzes von beiden Seiten argumentativ untermauert und bei wichtigen Lebensfragen hat das Knopfauge immer eine Antwort parat. Ein paar Jahre später würde man diesem Menschen eine dissoziative Identitätsstörung bescheinigen … Aber als Kind werden hierbei empathische Fähigkeiten und das Verhalten in „Gesellschaft“ ausgebildet.

Natürlich kann die enge Bindung zwischen Mensch und Kuscheltier auch zu schweren psychologischen Problemen führen – jedenfalls beim Kuscheltier. Genau dafür wurde Paraplüsch ins Leben gerufen, die Psychiatrie für misshandelte Kuscheltiere. Hier können die Armen aktiv vom User in einer hervorragend programmierten Flash-Animation stundenlang therapiert werden.

Die Kuscheltiere unserer Autoren haben das zum Glück nicht nötig. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass sie nicht nur geliebt sondern auch gut behandelt werden. Sicherlich werden sie auch von ihren Besitzern mental unterstützt, sollten sie einmal eine echte Model-Karriere einschlagen. Die Besetzungs-Couch haben sie jedenfalls schon hinter sich 😉

Von Marion Alexa Müller

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