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Interview mit dem Kanzler

V.S. Gerling über „DAS KANZLERSPIEL“

Schon vor dem Release von „DAS KANZLERSPIEL“ haben wir den Autor V.S.Gerling zu einer exklusiven Buchvorstellung in das periplanetarische Kreativzentrum eingeladen. V.S. Gerlings Debüt ist ein brisanter Polit-Thriller über den Machtmissbrauch in all seinen Facetten, über menschliche Abgründe und über die Sehnsucht nach Veränderung. Als Bühne für dubiose Machenschaften, Intrigen und Verbrechen, die man sonst nur aus amerikanischen Block-Bustern kennt, wählte der Autor ausgerechnet die deutsche Politiklandschaft. Vor dem interessierten Publikum las er Auszügen aus seinem mehr als spannenden Buch und stand danach auch unseren Fragen Rede und Antwort.

periplaneta: Herr Gerling, Sie haben gerade Ihr erstes Buch „DAS KANZLERSPIEL“ veröffentlicht. Darin werben Sie für Vaterlandsliebe und wenden sich gegen Machtmissbrauch. Sind Sie ein Patriot?
Ein Patriot ist für mich ein Mensch, der sein Vaterland liebt. Und wenn man bei dieser Definition bleibt, dann würde ich die Frage mit Ja beantworten. Ich liebe mein Vaterland – trotz der erheblichen Missstände in der Politik.

periplaneta: Warum haben Sie den Protagonisten nach sich selbst benannt?
Ich wollte auf jeden Fall ein Pseudonym verwenden. Und Gerling erschien mir einfach passend.

periplaneta: Wieviel V.S. steckt in J.P.?
Es ist, glaube ich, nahezu unmöglich, einen solchen Roman zu schreiben und dabei persönliche Ansichten außen vor zu lassen. Mir ist das jedenfalls nicht gelungen. J.P. macht vieles so, wie ich es machen würde und er reagiert auf vieles so, wie ich auch reagieren würde.

periplaneta: Muss ein Roman, der in der politischen Landschaft Deutschlands spielt, nicht zwangsläufig an der Politikverdrossenheit der Deutschen scheitern?
Ganz im Gegenteil. Ich denke, gerade wegen der in Deutschland herrschenden Politikverdrossenheit wird dieser Roman ein hohes Maß an Aufmerksamkeit erreichen. Die Reaktionen auf die Wahl von Barack Obama haben meiner Meinung nach gezeigt, dass nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland, ein Wechsel herbeigesehnt wird. Nur hat sich damit noch niemand wirklich beschäftigt, geschweige denn, einen Roman darüber geschrieben. Die Akteure in meinem Buch entsprechen genau dem Typ Politiker, der einen Wechsel bewirken würde. Ich finde es spannend zu lesen, was passieren könnte, wenn solche Menschen an die Macht kämen.

periplaneta: Glauben Sie wirklich, dass man die Missstände in der Politik, den Filz und die Machenschaften ausgerechnet „von oben“ lösen kann?
Ein ganz klares Ja. Ich gehe sogar soweit und behaupte, dass es nur und ausschließlich „von oben“ geht. An dem Spruch „Die Fisch fängt am Kopf an zu stinken“ ist durchaus etwas dran. Es geht hier um Vorbilder. Der schlechte Ruf, den Politiker „genießen“, entsteht durch mangelndes Vertrauen. In der Politik ist es leider eher die Ausnahme, dass Worten auch die entsprechenden Taten folgen. Es geht also darum, die richtigen Entscheidungen zu treffen und eben diese können, meiner Meinung nach, nur „von oben“ kommen. Für mich zeichnen Glaubwürdigkeit, Integrität und der Mut, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen, einen guten Politiker aus. Genau das sollte „von oben“ vorgelebt werden.

periplaneta: Natürlich ist es für einen spannenden Thriller notwendig, Verschwörungstheorien und furchtbare Machenschaften zu erfinden. Aber halten Sie solche Verschwörungen im Sinne umfangreicher Infiltration in Deutschland für möglich?
Grundsätzlich halte ich alles für möglich. Ich stelle in diesem Buch eine Theorie auf, wie ein massiver Rechtsruck entstehen könnte.

periplaneta: Die Hauptperson ist ein absolut ehrlicher, standhafter, geradezu heldenhafter Mann, ohne nennenswerte Fehler, zumindest werden keine erwähnt. War das eine bewusste Entscheidung?
In erste Line ist Jan Philip Gerling ein Mensch. Er hat Ängste, Wünsche und Bedürfnisse. Was ihn von den uns bekannten Politikern unterscheidet, ist die Tatsache, dass er die Macht will, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können – manchmal mit etwas naiven Vorstellungen. Es war auf jeden Fall eine bewusste Entscheidung, ihn als ehrlichen und standhaften Menschen darzustellen. Denn das ist es, was wir, meiner Meinung nach, brauchen.

periplaneta: Im ersten Teil geht es um Macht und menschliche Abgründe. Im zweiten wird der Mord an Gerlings Schwester aufgedeckt, die Opfer einer kriminellen Bande wurde, die ein „Spiel“ aus dem Töten junger Frauen macht. Welche Rolle spielt der Aspekt der psychologischen Distanz, die der Täter bei einem „Spiel“ zum Opfer herstellt?
Eine sehr große Rolle. Der Mensch ist das einzige Raubtier, das aus purer Lust am Töten mordet. Für Menschen mit einer dissozialen Persönlichkeitsstörung ist das Opfer kein Mensch, sondern ein Objekt, ein Mittel zum Zweck. Den Eltern vermisster Kinder wird empfohlen, immer wieder den Namen des Kindes zu erwähnen, wenn sie vor die Presse treten. Dies soll bewirken, dass die Entführer das Kind nicht als namenloses Objekt betrachten, sondern als eine Person mit einer Familie und einem Leben. Die Mörder im zweiten Teil meines Buches sind Menschen mit eben dieser Persönlichkeitsstörung. Deshalb sperren sie ihre Opfer in eine Kammer und töten aus der Ferne.

periplaneta: Haben Sie etwas gegen Killerspiele oder Egoshooter?
Eindeutig ja. Ich bin aber nicht der Meinung, dass Spiele dieser Art Schuld an Amokläufen in Schulen sind, denn die Gründe hierfür liegen viel tiefer. Deshalb muss man sich fragen, warum sich solche primitiven Spiele derartiger Beliebtheit erfreuen. Da stimmt etwas mit der Gesellschaft nicht.

periplaneta: Sie schreiben u.a. über Prostitution, Kindesmissbrauch, Erpressung und über die Lust am Töten. Gab es bestimmte aktuelle oder vergangene Ereignisse oder Entwicklungen, die Sie dazu inspirierten, genau jene Formen der Machtausübung zu thematisieren?
Laut einer Statistik verschwinden pro Jahr weltweit über 100.000 Kinder spurlos. Viele davon werden entführt und zur Prostitution gezwungen. Diese Tatsache empfinde ich als unerträglich. Kindesmissbrauch ist unverzeihlich und dass so etwas jeden Tag geschieht, ist ein Zeichen dafür, wie es um unsere Gesellschaft bestellt ist.

periplaneta: War der Ausgang des Buches so geplant? Sollte es von Anfang an eine Botschaft vermitteln oder führten ihre Protagonisten eine Art Eigenleben?
Beides trifft zu. Das Motiv, dieses Buch zu schreiben, war neben der Lust, es zu schreiben, eine große Politikverdrossenheit. Von Anfang an wollte ich ein Buch schreiben, in dem das Land so regiert wird, wie es meiner Meinung nach notwendig wäre. Die Botschaft des Buches soll sein: Schaut her, da ist einer, der erfolgreich mit den altbekannten Vorgehensweisen Schluss macht.

periplaneta: Planen Sie eine Fortsetzung oder arbeiten Sie gerade an einem anderen Projekt?
Die Fortsetzung von „DAS KANZLERSPIEL“ ist zur Hälfte fertig. Das Buch trägt den Arbeitstitel „Der heilige Krieg“ und handelt von Terroranschlägen in Europa, wobei in diesem Buch auch wieder nichts so ist, wie es scheint.

periplaneta: Wenn Sie nicht Autor wären, was wären Sie dann?
Der gleiche, der ich jetzt auch bin. Das Schreiben bereichert mein Leben.

periplaneta: Ich danke für das Interview.

Das Interview führte Tina Matzat

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