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Lisa Seltmann „Über Trypsal, Mode und den moralischen Zeigefinger“

Interview zu „Krondicks Geheimnis“.

Es begann mit einer Bewerbung als Projektassistentin… So kam Lisa Seltmann zu Periplaneta und schnell war klar, dass sich hier zwei vielleicht nicht gesucht, aber gefunden hatten. Menschen mit einer „kreativen Ader“ sind für einen Kulturbetrieb ein Segen. Und umgekehrt gibt es, wie wir finden, keinen besseren Ort, seine Kreativität auszuleben, als eben bei uns. Unter anderem gestaltete Lisa dann unter tosendem Beifall das CD-Cover zu „Once Upon A Time“ von The Sycamore Tree. Mit einem Manuskript im Gepäck war es dann nur noch ein kleiner Schritt in die Reihen der Periplanetaner…

Mit dem phantasievollen und abenteuerlichen Kinderbuch Krondicks Geheimnis feierte Lisa Seltmann ihr Debüt als Autorin.Wir haben die in Dresden lebende Künstlerin nach ihren Inspirationen, der Entstehungsgeschichte und dem Abenteuer Autorin gefragt und interessante Antworten bekommen.

Krondicks Geheimnis ist dein erstes Buch. Was hat dich dazu inspiriert?
Es gibt viele Dinge, die mich beim Schreiben und Zeichnen des Buches beeinflusst haben. Hauptinspirationsquelle bleibt dabei aber tatsächlich das einfache Leben. Ich komme aus der Großstadt, in der viele Menschen nur noch durch ihre Pflichten und Arbeit angetrieben durch die Straßen hetzen und blind geworden sind für das sie umgebene Leben. Zu meinen künstlerischen Vorbildern gehört vor allem das gesamte Schaffen Tim Burtons und Harry Clarkes.

Fantasy, Märchen oder doch Gegenwartserzählung für Kinder – Wo würdest du Krondicks Geheimnis einordnen?
Für mich ist es ein Märchen mit Aktualitätsanspruch, aber Gattungen sind für mich nicht sehr wichtig. Letztlich kann dieses Buch für jeden etwas anderes sein.

Ist Krondicks Geheimnis überhaupt ein Kinderbuch? Welcher Altersgruppe würdest du deine Geschichte empfehlen?
Das fällt mir extrem schwer, weswegen ich das nicht sehr gern tue. Es ist kein Buch für sehr kleine Kinder, aber jedes Kind, das über 6 Jahre ist, wird seine Freude an dem Buch haben. Damit sind die Erwachsenen selbstverständlich mit eingeschlossen.

Lisa Seltmann & The Sycamore Tree.Wäre es für dich denkbar gewesen, deine Geschichte von jemand anderem illustrieren zu lassen?
Ja, auf jeden Fall. Der Künstler hätte es jedoch nicht leicht gehabt, weil ich zum einen sehr genaue Vorstellungen von den Figuren habe und ich zum anderen sehr kritisch bin, bezüglich des Stils. Da mache ich es lieber selbst, obwohl ich deswegen noch lange nicht 100%ig zufrieden bin, aber ich kann mir die Schuld wenigstens selbst in die Schuhe schieben.

Wie wichtig sind für dich im Buch die Zeichnungen?
Ich finde, dass Zeichnungen schöne Ergänzungen sind. Ich würde mir oft auch in Erwachsenenbüchern ein paar Zeichnungen wünschen. Bilder helfen dabei, sich den Inhalt von Büchern im Kopf lebendig zu halten.

Wieviel Lisa Seltmann steckt in der Geschichte?
In jeder einzelnen Figur sind Teile von mir und meinem Umfeld.

Gibt es Momente in deinem Leben oder Alltag an denen du das Gefühl hast, an einem Ort wie Trypsal zu sein?
Immer, wenn ich in Berlin auf dem Bahnhof Friedrichstraße stehe und von allen Seiten durch meckernde gehetzte Menschen angerempelt werde, habe ich das Gefühl in Trypsal zu sein. So viele nehmen ihre Umgebung gar nicht mehr wahr und funktionieren nur noch. Ich ertappe mich oft selbst dabei, wenn ich gestresst bin, dass ich den Blick für das Wesentliche verliere – nämlich, dass das Leben schön ist. Ich versuche mir das dann bewusst zu machen und einfach einen Gang runterzuschalten. Oder wie mein Vater sagen würde: Arbeit ist kein Hase – rennt nicht weg. Man kann also auch mal verschnaufen.

Welcher Bedeutung misst du dem Geschichtenerzählen bei?
Für mich sind Geschichten wichtig, weil man sich selbst in fantastische Orte und Zeiten versetzen kann. Lesen ist für mich wie fliegen. Man fliegt in eine andere, ferne Welt. Bei Kindern ist das Bild von der Welt noch nicht so festgefahren, indem man sie in ferne Welten entführt, können sie über die eigene Welt vergleichend reflektieren. Ich denke, das ist wichtig, um seinen Platz auf diesem Planeten zu finden.

Die Modeaffinität der alten Dame Frida tritt in vielen Passagen des Textes auf und auch das Coverbild, auf dem sie abgebildet ist, zeigt eine adrette, modebewusste Frau, die experimentierfreudig ist und durch ihre äußere Erscheinung immer auffällt. Würdest du dich so kleiden?

Ich würde mich nicht so kleiden. Für mich ist Mode nicht sehr wichtig. Ich versuche nicht wie der letzte Lump rumzulaufen, aber wirklich viele Gedanken verschwende ich nicht daran.

Was repräsentiert das besondere Verhältnis Fridas zu ihrer Kleidung?
Ich habe Frida so modeaffin gestaltet, weil es zu ihr als Kontrastfigur zu den restlichen, grauen Bürgern Trypsals passt. Es ist einfach ein Stilmittel, um zu zeigen, dass sie anders ist als die anderen.

Krondicks Geheimnis schafft es, auf ganz wundervolle und subtile Art und Weise seine Botschaften zu übermitteln, ohne den Zeigefinger zu erheben und moralische Lehrsätze vorzubeten. Kann man das als eine wertvolle und geeignete pädagogische Methode interpretieren?
Das kann ich nicht sehr gut einschätzen. Ich finde, man sollte den Zeigefinger nicht so verteufeln. Er hat eine gewisse Wirkmächtigkeit, wobei es natürlich immer schöner ist, über Reflektion Erkenntnisse zu erlangen. Indem man reflektiert, versteht man einfach besser die Ursachen, warum man gewisse Dinge nicht machen sollte.

Ist ein weiteres Buch in Planung?
Ich bin universitär extrem eingespannt, weswegen meine Kreativität leider etwas zum Erliegen kommt, aber das möchte ich ändern. Von daher, mal schauen, was die Zukunft bringt.

Das Interview führte Karlotta Spreewaldson

 

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