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Eva und der Apfel

Über die süßen Früchte des Verbotenen

Dass Adam und Eva wegen eines angebissenen Apfels das Paradies verlassen mussten, ist einfach nur ein Gerücht, das sich seit Jahrhunderten hartnäckig hält. In der Bibel wird kein Apfel erwähnt, in der Genesis steht nur etwas von einer “Frucht der Erkenntnis”.

Wenn diese “Frucht” überhaupt ein Obst gewesen wäre, dann wohl eher eine Feige. Schließlich begründeten die sich auf einmal nackt fühlenden Paradiesbewohner die Tradition, pikante Körperstellen mit Feigenblättern abzudecken. Es ist wahrscheinlich, dass sie genau das nahmen, was in ihrer unmittelbaren Umgebung war und nicht erst noch lange nach geeignetem Blattwerk gesucht haben. Und es ist unwahrscheinlich, dass ein Apfelbaum 6000 Jahre vor dem Zeitalter der Genmanipulation Feigenblätter trug …

Die Konstellation von Eva, Adam und dem Apfel ist eine Erfindung der europäischen Maler und Bildhauer. In ihrem Bestreben, die Geschichte des Sündenfalls anschaulich darzustellen, brauchten sie etwas, was jeder mittelalterliche Bauer kennt. Der Apfel als Sinnbild für die Versuchung bot sich förmlich an. Denn schon bei den unchristlichen Germanen war er ein Symbol für Liebe und Fruchtbarkeit und bei den Kelten hing er am Baum der Unsterblichkeit. Außerdem ist die lateinische Bezeichnung für den Apfel malum. Das klingt verdammt nach lat. malus, also „schlecht“ und diese Assoziation passt hervorragend zu dem fatalen Gartenerlebnis.

Auch wenn es nach dem herzhaften Biss in den paradiesischen Apfel gehörigen Streit mit Gott gab, ist der Begriff des Zankapfels nicht biblischen Ursprungs. Trotzdem hatten Götter ihre Finger dabei im Spiel. Laut der griechischen Mythologie war die Göttin Eris als einzige nicht zu der Party eingeladen worden. Aus Rache warf sie einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Für die Schönste“ zwischen Hera, Athene und Aphrodite. Natürlich hielt sich jede der Göttinnen für die Schönste und ihr Gezeter und Gezanke wurde schließlich von Zeus beendet, der sie zu dem trojanischen Königssohn Paris schickte. Für den armen Paris, der nicht nur sterblich sondern auch noch jung und unschuldig war, war es sicherlich eine furchtbare Erfahrung. Eine klassische Lose-lose-Situation und im Endeffekt führte der Streit um den Goldenen Apfel zum Trojanischen Krieg.

Ungeachtet solch schwerer Apfel-Folgen, wie Vertreibung aus dem Paradies oder Krieg – ganz zu schweigen von den bösen Erfahrungen, die Schneewittchen mit ihm gemacht hat- isst jeder Bundesbürger durchschnittlich 30 Kilo Äpfel im Jahr.

Auch wenn in der Bibel nichts von einem Apfel steht, haben wir es mit diesem Obst sehr gut getroffen. Es hätte auch anders kommen können: Bei den Schwarzfußindianern gibt es eine ähnliche „Sündenfall“-Geschichte. Der Große Geist verbietet Featherwoman, die verbotene Frucht anzurühren, sonst wird sie des Himmelreiches verwiesen. Doch nordamerikanische Frauen sind in diesem Punkt genauso wie paradiesische: Sie halten sich nicht an das, was man ihnen sagt. Und so grub Featherwoman die Große Rübe aus.

Hätte Eva in eine Große Rübe gebissen, die Kunstwerke (und Cover) sähen bei uns bestimmt anders aus – wenn sie nicht gar zensiert worden wären 😉

Von Holly Loose

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