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Die ganze Wahrheit über Cola

Von pädagogischen Schauermärchen

Ich bin immer wieder sehr überrascht, wenn Eltern im Restaurant für ihre Kinder ein Glas Cola bestellen. Ich durfte als Kind keine Cola trinken. Bestimmt bis ich 12 war. Da kamen dann immer die schlimmen Geschichten, von Fleischstücken oder Zähnen, die sich binnen weniger Stunden in einer Schüssel mit Cola auflösen, oder der Spruch meiner Oma, die Cola immer als Abgussreiniger benutzt hat und meinte, Reinigungsmittel würde man ja auch nicht trinken. Einem Kind kann man damit echt Angst machen. Es gibt sogar Videos im Internet, auf denen Würmer aus Fleisch kriechen, wenn man Cola drüber schüttet.

Was ist eigentlich dran, an all den Schauermärchen? Kann sich Fleisch tatsächlich in Cola auflösen? Genau wie Moritz Becker in „Arschloch!“, der sein Meerschweinchen zuerst bei 95°C in der Waschmaschine wäscht, ordentlich durchschleudert und dann mit der braunen Brühe übergießt, will ich es genauer wissen. Allerdings mache ich nicht den Praxistest, sondern mache mich anderweitig schlau:

Wiki sagt erst mal, es sei nur ein Gerücht, welches wahrscheinlich von deutschen Mitbewerbern in Umlauf gebracht wurde, um den Ruf von Coca-Cola zu schädigen. Also recherchiere ich weiter. Auf der offiziellen Cola GmbH Seite begrüßt mich eine kleine Cola-Dose, die mich nach meiner Stimmung fragt. Ich wähle aus: Stimmung „ich will auf den Arm“ und die Dose schnappt sich ne Gitarre und spielt mir Nick Drakes Joey vor. Aha!

Der Name Coca-Cola kommt von den zwei früheren wichtigsten Inhaltsstoffen: der Kolanuss, die das Koffein beisteuert und der Kokapflanze, aus deren Blättern Kokain gewonnen wird. Ursprünglich wurde Coca-Cola von dem Amerikanischen Apotheker John Stith Pemberton als ein Mittel gegen Müdigkeit, Kopfschmerzen und Depressionen erfunden, wodurch sich die Verwendung der Kokablätter erklärt. Die Coca-Cola Company erwähnt die ursprüngliche Rezeptur mit keiner Silbe, denn man weiß ja um die Gefahren des Kokains – und in den Ruf, Drogen zu verkaufen, will man natürlich auch nicht geraten. Falls Kokain also jemals eine Zutat gewesen war, ist es das heutzutage nicht mehr. Es werden nur noch nicht alkaloide Bestandteile der Kokablätter genutzt, für das Aroma.

Ich stolpere über einen Artikel von n-TV, der mich stutzig macht. Überschrift: Gerücht ist gefährlich, Cola kein Verhütungsmittel. Entschuldigung?? Ja genau, die US-Medizinerin Deborah Anderson hat nämlich mit diesem Gerücht mal kräftig aufgeräumt und dem Fachmagazin „British Medical Journal“ verraten, dass Cola dafür gar nicht geeignet sei. Offensichtlich hatten  nämlich in den  50er und 60er Jahren einige Menschen in Amerika zur Verhütung eine Scheidenspülung mit Cola durchgeführt. Das Getränk kann aber laut diesem Artikel gar keine Spermien abtöten und diese auch durch eine Spülung nach dem Sex überhaupt nicht mehr einholen. Na danke für diese Information!

Ich muss meine Suchabfrage wohl spezifizieren, um zu meiner ursprünglichen Frage zurückzukehren. Ich gebe ein: Fleisch in Cola. Da kommen wir der Sache schon näher. In Foren wird wild diskutiert. Hier heißt Cola „braune Brause“, „Imperialistenbrause“ oder „Kapitalistenbrause“. Dort erfahre ich dann auch, dass man angeblich verrostete Schrauben mit Cola lösen kann, Metalle wieder zum Glänzen bringt und sogar Fleisch damit marinieren kann, um es zarter zu machen. Und für all das soll die Phosphorsäure in der Cola verantwortlich sein.
Phosphorsäure ist Träger des Elementes Phosphor, welches für alle Lebewesen essentiell ist. Es spielt eine zentrale Rolle in der Energieversorgung, dem Stoffwechsel und ist Bestandteil der DNA. Das klingt doch erst mal gar nicht so gefährlich.
In der Lebensmittelverarbeitung heißt Phosphorsäure dann E 338 und wird als Konservierungsmittel, Säuerungsmittel oder Säureregulator eingesetzt. Allerdings in verdünnter Form, denn konzentriert wirkt Phosphorsäure tatsächlich ätzend und würde wohl ein Stück Fleisch innerhalb von ein Paar Stunden auflösen können. In der „Imperialistenbrause“ ist Phosphorsäure auch nur sehr verdünnt enthalten. Die Phosphorsäure in Verbindung mit Kohlensäure, Zitronensäure und Zucker schädigt zwar die Zähne, allerdings nur den Schmelz.

Es gibt des weiteren auch keinen Beweis dafür, dass Cola magenschädigend ist. Der pH-Wert von Cola liegt zwar bei ungefähr 3, was vergleichbar ist mit Speiseessig, das ist aber für den menschlichen Magen kein Problem. Unser Magen ist von einer Schleimhaut geschützt und die Magensäure ist mit einem pH-Wert von 1 sowieso saurer. Was das Säubern von rostigen Metallen angeht, funktioniert das wohl wirklich. Allerdings muss man das Metall mindestens 48 Stunden in einem Colabad liegen lassen, damit es sauber wird und dieser Effekt tritt auch bei anderen säurehaltigen Getränken wie Orangensaft ein.

Nach Firmenangaben enthält Coca-Cola 10,6 g Zucker pro 100 ml. Trinkt man also einen Liter Cola, könnte man auch genauso gut 36 Stücke Würfelzucker zu sich nehmen. Und dieser Umstand ist wohl der erschreckendste und schädlichste bei der ganzen Geschichte. Wer also keine Bedenken bei zuviel Zucker hat, braucht sich darüber hinaus keine Sorgen zu machen.

Fest steht, mit einzig einer Schüssel voller Cola kann man kein Mehrschweinchen dazu bringen, sich aufzulösen. Auch nicht wenn es vorher gewaschen und geschleudert wurde.

Danke an Mauricio Borinski für die Anregung.

Von Jennifer Büshing

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