Warum Reality-TV Angst vor der Wirklichkeit macht und die Sehnsucht nach Fiktion weckt
Die Teenagertochter, die nicht versteht, dass die Eltern ihr die Nasen-OP nicht zum Geburtstag schenken wollen; das uneinsichtige Ehepaar, das sich zwei Autos und vier Handyverträge leistet und sich dann vom sympathischen und bereits leicht gestressten Schuldnerberater seine monatlichen Ausgaben vorrechnen lässt; der Familienvater, der sich ein Zubrot verdient, indem er pikante Videos von sich und seiner Frau auf einschlägigen Internetplattformen veröffentlicht – der Wahnsinn greift um sich, aber nicht in irgendwelchen Schundromanen, sondern lediglich, wenn man nachmittags den Fernseher einschaltet. Und während man noch offenen Mundes wie auf dem Sofa festgetackert sitzt und sich verzweifelt zu fragen beginnt, ob Fernsehen die Realität kopiert oder andersherum und wo man sich in diesem Fragespiel denn nun selbst befindet, haben sie sich schon ganz klammheimlich ins Unterbewusstsein eingeschlichen – die Trigger, die die Neugier kitzeln und mit der eigenen Lust am Voyeurismus spielen.