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Gib Gummi!

Ente Badewanne

Von wissenschaftlichen Quitscheenten und Schaumbädern.

Wenn ich an Quietscheentchen denke, erinnere ich mich sofort an meine Kindheit und wie ich mit acht Jahren zusammen mit meinem kleinen Bruder in der Badewanne saß und wir die zwei Enten (es mussten natürlich zwei sein, damit kein Streit entsteht) immer wieder zum Quietschen gebracht und unter Wasser gedrückt haben, damit sie dann wie von Zauberhand von ganz alleine wieder an die Wasseroberfläche ploppten.
Mittlerweile stehen die Enten auf der Fensterbank im Bad und werden nicht mehr benutzt; es gibt allerdings tatsächlich Erwachsene, die mit Quietscheentchen forschen. Manche erinnern sich vielleicht noch an die Meldung in den Nachrichten von Anfang 1992, dass ein Frachter aus Hongkong auf dem Weg in den US-Staat Washington unterwegs war, und dann bei einem Sturm drei Container mit insgesamt knapp 29.000 Spielzeugtieren über Bord gingen.


Darunter waren vor allem Quietscheenten, die seitdem auf den Weltmeeren umher dümpeln. Heutzutage denkt man da direkt an die Verschmutzung der Meere und Makroplastik, die Forscher machen aber das Beste aus den knallgelben Gummitieren und nutzen sie, um Meeresströmungen zu erforschen. Ob man es glaubt oder nicht, diese besonderen Forschungsobjekte haben sogar einen Namen: Friendly Floatees (zu deutsch: Freundliche Treibteilchen). Acht Monate nach dem Überbordgehen der Enten, wurden die ersten an den Küsten von Alaska angespült. Der Ozeanforscher Curtis Ebbesmeyer nahm sich den Entchen an und entdeckte weitere in Australien, Indonesien und Chile. 1995 steckten sogar einige im Packeis des Nordpolarmeeres fest.


Mit den Jahren reisten die gelben Enten um die ganze Welt, 2007 bis nach Devon in England, 27.000 Kilometer vom Ursprungsort entfernt. Die Herstellerfirma der Enten First Years Inc. setzte kurzzeitig sogar einen Finderlohn von 100 US-Dollar pro Stück aus. Bis heute, fast 30 Jahre nach dem Unfall, beschäftigen sich Forscher mit den Tieren, wie etwa das Institut für Klimafolgenforschung in Potsdam. Durch den Klimawandel schmilzt Grönland immer weiter, wodurch Süßwasser in die umliegenden Meere gelangt, was die Meeresströmung verlangsamt und mithilfe der Gummienten erforscht werden kann. Eine genaue Karte der Routen, die die Enten zurückgelegt haben, findest Du hier.


Nicht nur Slam Poet Nils Frenzel nimmt am liebsten Badeenten (und Bauarbeiter) mit in die Badewanne. Auch andere Autoren und Künstler haben sich von den Gummienten und der Geschichte der Friendly Floatees inspiriert gefühlt. So zum Beispiel die niederländische Künstlerin Marga Houtman, die die über zwei Meter große Enten-Skulptur Mother Duck geschaffen hat, die in England auf die Ankunft ihrer Kinder aus Plastik wartet oder das Kindertheaterstück Quietsch, die Ente, das in Tübingen im Jahr 2007 uraufgeführt wurde. Den meisten sollte ebenfalls der Quietscheentchen-Song von Ernie aus der Sesamstraße bekannt sein (gerne nochmal reinhören, das weckt Kindheitserinnerungen).


Und allen, denen das immer noch nicht reicht, können ja mal nach dem nächstgelegenen Quitscheenten-Rennen in der Gegend googeln, anfangen Quitscheenten zu sammeln und versuchen, den Weltrekord von 5631 Exemplaren zu überbieten oder einfach am 13. Januar, dem offiziellen Rubby Duck Day, besonders lange im Schaumbad liegen bleiben.

Franja Eden

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