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Moabit liest: Gary Flanell

„Wie im Kino“

Am Abend des 19. Novembers 2014 gehe ich in die Neue Heimat, wo Gary Flanell anlässlich des Literaturevents »Moabit liest!« sein Buch „Stuntman unter Wasser“ präsentiert. Eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn befinden sich die meisten Gäste noch im Nebenraum der Lokalität mit den hohen schmucklosen weißen Wänden. Die altmodischen, gemütlichen Möbel und die eingetüteten Kerzen schaffen jedoch eine Atmosphäre, in der man sich trotzdem wohlfühlt.

Gary Flanell – Stuntman unter Wasser

Ein bärtiger Mann mit Brille und einem rot-karierten Hemd ruft in den Raum, wo denn das Sofa hingestellt werden soll. Das muss Gary Flanell sein. Er ist Autor bei Periplaneta und Herausgeber eines Fanzines namens »Renfield«

Nach einigem Hin- und Hergeräume ist der Raum bereit für die Lesung. Vor dem Tisch mit den Leselampen wurden die bequemen Sofas und Sessel positioniert. „Wie im Kino“, bemerkt jemand. Die Stimmung ist locker, entspannt und ein bisschen erwartungsvoll.

Die erste Geschichte handelt, passend zur Vorweihnachtszeit und zum kalten Novemberwetter, von einem (eher unkonventionellen) Adventskalender.
Gary hat sichtlich Spaß an der Show und versteht es, die Zuhörenden zu unterhalten. Manchmal fast schon unerbittlich fragt er das anfangs eher introvertierte Publikum nach Meinung und Befinden und ist sich für keinen Gag zu Schade. Seine Geschichten sind zuweilen grotesk und immer irgendwie rebellisch. Wobei sich Gary da auf kein Genre beschränken lässt. So schließen wir auch Bekanntschaft mit einer Spinne, die als Putzfrau auf dem Todesstern arbeitet.

Nach der kleinen Utopie über das Leben als der letzte Arbeitslose Deutschlands folgt eine kleine „Raucherpause“, in der eigentlich niemand raucht. In der zweiten Hälfte sind eine Art männliches Dornröschen und Revolveroptimismus dazu auserkoren, das Publikum zu unterhalten.

Nach der Lesung preist Gary kurz sein Buch an. Im Hintergrund beginnt Musik zu spielen. Die Leute sitzen gemütlich an den Tischen vor ihren Getränken und reden. Auch Gary. Ich mache mich auf den Heimweg und hätte gern ein paar Revolverhandschuhe, weil es empfindlich kalt geworden ist.
Gute Nacht, Moabit und bis zur nächsten Lesung.

Sarah Noak
Video: Sarah Naumann

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